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Insolvenzen in Deutschland seit 2020: Entwicklung, Ursachen und Auswirkungen bis 2025

  • Kai Axer
  • 16. Mai
  • 21 Min. Lesezeit

Rückblick 2020–2023: Vom historischen Tief zu neuem Anstieg
Rückblick 2020–2023: Vom historischen Tief zu neuem Anstieg

Rückblick 2020–2023: Vom historischen Tief zu neuem Anstieg

Die Corona-Pandemie markierte in Deutschland zunächst einen überraschenden Rückgang der Unternehmensinsolvenzen. Im Jahr 2020 sank die Zahl der Insolvenzen auf 15.841 Fälle, den niedrigsten Stand seit Einführung der Insolvenzordnung 1999 destatis.de. Dies waren rund 15,5 % weniger Unternehmensinsolvenzen als 2019, als noch 18.749 Fälle gemeldet worden waren destatis.de. Hauptgrund war die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht während der Pandemie, welche vielen krisengeschüttelten Betrieben ein zeitweises Überleben ermöglichte destatis.de. Staatliche Hilfsmaßnahmen und Überbrückungskredite hielten zahlreiche angeschlagene Firmen künstlich am Leben, wodurch sich eine potenzielle Insolvenzwelle zunächst aufstaute statt sich direkt in der Statistik abzubilden ifm-bonn.org.

 

2021 setzte sich dieser Trend fort: Die Insolvenzzahlen blieben aufgrund fortwirkender Sonderregelungen niedrig. Mit ca. 13.993 Unternehmensinsolvenzen wurde der Tiefpunkt erreicht (rund 11,7 % weniger als 2020 destatis.de). Erst als im Laufe von 2021 die Insolvenzantragspflicht für überschuldete Unternehmen wieder eingesetzt wurde und viele Corona-Hilfen ausliefen, zeichnete sich allmählich ein Wendepunkt ab. Im Jahr 2022 war die Pleitewelle vorerst noch ausgeblieben, doch die Trendwende begann: 14.590 Unternehmensinsolvenzen bedeuteten einen leichten Anstieg um 4,3 % gegenüber dem Ausnahmejahr 2021 destatis.de. Trotz erster Gegenbewegung lagen die Insolvenzzahlen 2022 immer noch deutlich unter Vorkrisenniveau.

 

Erst 2023 kam es zu einem deutlichen Sprung: Die Amtsgerichte verzeichneten 17.814 Unternehmensinsolvenzen, das sind 22,1 % mehr als 2022 destatis.dedestatis.de. Damit endete die Phase unnatürlich niedriger Insolvenzraten. Dennoch war die Zahl der Firmenpleiten 2023 noch knapp 5 % niedriger als im Vor-Corona-Jahr 2019 destatis.dedestatis.de und im längerfristigen Vergleich immer noch gering. Zum Vergleich: Im Krisenjahr 2009, während der globalen Finanzkrise, gab es 32.687 Insolvenzen, also fast doppelt so viele wie 2023 destatis.de. Die Jahre 2020 bis 2023 lassen sich somit als U-förmiger Verlauf beschreiben – erst ein drastischer Absturz der Insolvenzzahlen durch staatliche Intervention, dann eine langsame Normalisierung, gefolgt von einem kräftigen Anstieg, der jedoch das historische Normalniveau noch nicht überschritt.

 

 

(Tabelle 1: Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland 2019–2024)

Jahr

Unternehmensinsolvenzen (Anzahl)

Veränderung ggü. Vorjahr

2019

18.749

–2,9 %destatis.de

2020

15.841

–15,5 %destatis.de

2021

13.993

–11,7 %destatis.de

2022

14.590

+4,3 %destatis.de

2023

17.814

2024

21.812*

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) destatis.de. *2024 vorläufige Angaben.

Insolvenzen 2024 auf Acht-Jahres-Hoch – Entwicklung Januar bis Mai 2025

Im Jahr 2024 hat sich die Insolvenzdynamik weiter beschleunigt. Erste Auswertungen zeigen, dass deutschlandweit rund 21.8 Tausend Unternehmensinsolvenzen verzeichnet wurden – etwa 23 % mehr als 2023, was den höchsten Stand seit 2015 bedeutet crif-magdeburg.de. Damit hat die Zahl der Firmenpleiten das Vor-Corona-Niveau inzwischen nicht nur erreicht, sondern übertroffen destatis.de. Besonders im zweiten Halbjahr 2023 und Anfang 2024 kam es zu zweistelligen Zuwachsraten im Jahresvergleich. So lag etwa die Zahl der Insolvenzanträge im Januar 2024 um 26,2 % über dem Vorjahr und im Februar 2024 um 31,1 % destatis.de. In April 2024 wurden vorläufig 28,5 % mehr Regelinsolvenzen registriert als im April 2023 destatis.de. Diese Entwicklung ließ die monatlichen Fallzahlen auf den höchsten Wert seit rund acht Jahren steigen: Im Mai 2024 wurden 1.934 Firmeninsolvenzen gemeldet – so viele wie zuletzt im Juni 2016 coface.de. Die ersten fünf Monate 2024 zusammen lagen 29 % über dem Vorjahreszeitraum coface.de. Damit hat sich ein deutlicher Aufwärtstrend manifestiert, der die lange Phase ungewöhnlich geringer Insolvenzzahlen endgültig beendet.

 

Bekannte Großinsolvenzen prägten das Jahr 2024 mit: Unter den insolventen Unternehmen finden sich prominente Namen wie die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, der Reiseveranstalter FTI Touristik und das Modehaus Esprit, um nur einige zu nennen welt.de. Solche Fälle tragen überproportional zu den gestiegenen Gläubigerforderungen bei: Bereits bis Mai 2024 summierten sich die erwarteten Ausfälle aus Firmeninsolvenzen auf rund 56 Mrd. € und erreichten damit das Gesamtvolumen des Vorjahres coface.de, creditreform.de. Creditreform zählt 2024 außergewöhnlich viele Großinsolvenzen – deren Zahl stieg um 44,4 % gegenüber 2023 zeit.de, creditreform.de. Zwar machen große Unternehmen weiterhin nur einen kleinen Teil der Insolvenzen aus (2024 entfielen ~81 % der Fälle auf Kleinstunternehmen mit höchstens 10 Beschäftigten zeit.de), doch deren Auswirkungen sind beträchtlich: Rund 320.000 Arbeitsplätze waren 2024 von Insolvenzen betroffen oder bedroht – gegenüber 205.000 im Jahr 2023 ein drastischer Anstieg creditreform.de. Insolvenzen wie Galeria und FTI mit Tausenden Mitarbeitern erklären diese Entwicklung maßgeblich creditreform.de.

 

Im laufenden Jahr 2025 scheint sich die Lage noch nicht grundlegend zu entspannen, doch die Dynamik flacht etwas ab. Von Januar bis Mai 2025 setzen sich erhöhte Insolvenzzahlen fort, allerdings mit abnehmenden Wachstumsraten: Nachdem von Juli 2024 bis Januar 2025 durchgängig zweistellige Zuwächse gegenüber dem Vorjahr registriert wurden, gingen die Steigerungsraten im März 2025 (+5,7 %) und April 2025 (+3,3 %) erstmals in den einstelligen Bereich zurück destatis.de. Konkret meldeten die Amtsgerichte für Februar 2025 2.068 Unternehmensinsolvenzen, das waren immer noch 15,9 % mehr als im Februar 2024 destatis.de. Die absoluten Fallzahlen bewegen sich damit weiter auf hohem Niveau – der Februar 2025 übertraf in der Anzahl an Insolvenzen bereits jeden Monat des Vorjahres. Allerdings signalisiert der verlangsamte prozentuale Anstieg, dass die Insolvenzwelle möglicherweise ihren Höhepunkt nähert und sich auf einem neuen Normalniveau einpendelt. Experten bleiben dennoch vorsichtig: Angesichts der anhaltend schwachen Konjunktur und Nachwirkungen der Krisen rechnen Auskunfteien wie CRIF für das Gesamtjahr 2025 weiterhin mit einer Zunahme der Fälle (Prognose bis zu 26.000 Insolvenzen, ca. +18 %) crif-magdeburg.de. Die nächsten Monate werden zeigen, ob sich die Entlastungen – etwa durch leicht sinkende Inflationsraten – bemerkbar machen, oder ob die Belastungsfaktoren weiterhin für erhöhte Firmenpleiten sorgen.

Ursachen: Zinswende, Inflation, geopolitische Krisen und Corona-Nachwirkungen

Die aktuelle Insolvenzwelle ist multifaktoriell bedingt. Wirtschaftsexperten verweisen darauf, dass sich mit Verzögerung nun die Krisen der letzten Jahre in vermehrten Insolvenzen niederschlagen creditreform.de. Zentral zu nennen sind dabei folgende Einflussfaktoren:


  • Zinsniveau: Nach einem Jahrzehnt der Niedrigzinsen kam ab 2022 die Zinswende. Die Europäische Zentralbank erhöhte die Leitzinsen in kurzer Zeit auf den höchsten Stand seit den 2000er-Jahren, um die Inflation zu bekämpfen. Dadurch verteuerte sich die Finanzierung für Unternehmen erheblich. Hoch verschuldete Firmen und solche mit großen Investitionsvorhaben (z. B. Immobilienentwickler) geraten unter Druck, da Anschlusskredite plötzlich viel teurer sind. Projekte im Bau- und Immobiliensektor wurden reihenweise unwirtschaftlich, was besonders in dieser Branche Insolvenzen auslöste (dazu unten mehr). Die gestiegenen Zinsen belasten zudem Verbraucher, die weniger konsumieren – indirekt spüren dies viele Unternehmen als Nachfragerückgang crif-magdeburg.de.

  • Hohe Inflation und Kostensteigerungen: Die Inflation in Deutschland erreichte 2022/23 zwischenzeitlich über 8 % und hält sich 2024 immer noch über dem historischen Durchschnitt. Stark gestiegene Energie- und Rohstoffkosten haben die Produktions- und Betriebskosten vieler Unternehmen in die Höhe getrieben crif-magdeburg.de. Gleichzeitig führen höhere Verbraucherpreise zu Kaufzurückhaltung bei Kunden, die unter Reallohnverlusten leiden crif-magdeburg.de. Unternehmen sehen sich somit einer doppelten Belastung ausgesetzt: Kostensteigerungen auf der einen und Umsatzeinbußen auf der anderen Seite. Auch die Lohnkosten sind durch Fachkräftemangel und hohe Tarifabschlüsse spürbar gestiegen crif-magdeburg.de. Viele vor allem kleinere Betriebe mit geringen Margen oder fehlender Preissetzungsmacht geraten in die Verlustzone und letztlich in Zahlungsunfähigkeit.

  • Geopolitische Lage und Energiekrise: Der russische Angriffskrieg in der Ukraine seit 2022 hat erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen ausgelöst. Deutschland, als exportorientierte Volkswirtschaft, leidet unter einem schwächelnden Welthandel und gestörten Lieferketten crif-magdeburg.de. Insbesondere energieintensive Industriezweige traf die Energiekrise 2022/23, als Gas und Strom zeitweise extrem teuer waren. Einige Betriebe (z. B. in der Metall- und Chemieindustrie) konnten die Energiepreise nicht weitergeben und rutschten in die roten Zahlen. Die geopolitische Unsicherheit dämpft zudem Investitionsbereitschaft und Konsumklima. Darüber hinaus belasten politische Unsicherheiten im Inland – etwa langwierige Planungsprozesse oder Regulierungsdebatten – die Unternehmensplanung. Kreditversicherer wie Coface sprechen von strukturellen Problemen am Standort: hoher Kostenbasis und nachlassender Innovationskraft, welche die Krisenanfälligkeit erhöhen zeit.de.

  • Regulatorische Veränderungen: Die bereits erwähnte temporäre Aussetzung der Insolvenzantragspflicht (2020/21) hat zwar kurzfristig Insolvenzen verhindert, aber auch sogenannte Zombie-Unternehmen am Leben gehalten. Deren Insolvenz wurde oft nur vertagt. Als die Pflicht zur Antragstellung wieder einsetzte und staatliche Hilfen endeten, folgte der erwartbare Anstieg ifm-bonn.org. Zudem trat Anfang 2021 das StaRUG (Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz) in Kraft, das außergerichtliche Sanierungen erleichtert. Einige Unternehmen konnten dadurch eine Insolvenz formal abwenden, was die amtlichen Zahlen zunächst dämpfte. Allerdings erfordert das StaRUG frühzeitiges Handeln – nicht alle gefährdeten Firmen nutzen diese Möglichkeit rechtzeitig. Weitere regulatorische Einflüsse umfassen z. B. steuerliche Änderungen (die Stundungen während Corona endeten) und neue Auflagen (Lieferkettengesetz, ESG-Anforderungen), die für angeschlagene Firmen zusätzlichen Aufwand bedeuten können.

  • Nachwirkungen der Pandemie: Die COVID-19-Pandemie hat in vielen Branchen dauerhafte Spuren hinterlassen. Besonders das Gastgewerbe, Tourismus, stationärer Einzelhandel und die Eventbranche kämpften mit einem schweren Einbruch und teils langfristig verändertem Kundenverhalten. Staatliche Hilfen (Überbrückungsgelder, Kurzarbeitergeld) sowie Kreditmoratorien hielten etliche dieser Betriebe bis 2021/22 über Wasser. Doch manche Geschäftsmodelle wurden durch die Pandemie strukturell geschwächt – etwa durch die verstärkte Online-Konkurrenz oder veränderte Arbeitswelten (Stichwort Homeoffice, das Innenstadthändler und Gastronomie Umsatz kostet). Viele Unternehmen schleppen zudem seit der Pandemie einen Schuldenrucksack aus Notkrediten mit sich. Wenn nun die Zinsbelastung steigt und keine weiteren Hilfen kommen, endet für diese Firmen die Gnadenfrist. Zusätzlich müssen einige Betriebe erhaltene Corona-Förderungen zurückzahlen, da sich im Nachhinein die Fördervoraussetzungen als nicht erfüllt herausstellten – auch dies hat Unternehmen nachträglich in finanzielle Bedrängnis gebracht ifm-bonn.org.


In Summe wirkt derzeit ein Zusammentreffen mehrerer Krisen auf die deutsche Wirtschaft ein. Es ist genau diese unheilvolle Kombination – Zinswende + Kosteninflation + Nachfrageflaute + Krise auf Krise – die viele Unternehmen überfordert. So kommentiert Dr. Frank Schlein von CRIF: „Das Vorhandensein nicht nur einer, sondern mehrerer parallel verlaufender Krisen führt zu mehr finanzieller Instabilität bei den Unternehmen“ crif-magdeburg.de. Was wir 2023/24 erleben, ist weniger eine einzelne Ursache, sondern ein Kumulieren von Belastungen, das nun in steigenden Insolvenzzahlen sichtbar wird.

Branchenübergreifende Analyse: Welche Sektoren trifft es am härtesten?

Die Insolvenzentwicklung ist ein branchenübergreifendes Phänomen – keine Branche bleibt völlig verschont –, doch zeigen sich deutliche Unterschiede, welche Wirtschaftsbereiche besonders betroffen sind. Aktuelle Statistiken und Studien erlauben folgende Einblicke:


  • Dienstleistungssektor: Hier war der Anstieg der Insolvenzen 2024 am stärksten, nämlich +27,1 % gegenüber Vorjahr creditreform.de. Unter „Dienstleistungen“ fallen sehr unterschiedliche Branchen, doch zwei stechen hervor: Verkehr und Logistik sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen. Gemessen an der Unternehmenszahl verzeichnete der Bereich Verkehr/Lagerei 2023/24 die meisten Insolvenzen – in 2023 waren es 106 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen, doppelt so viele wie im Durchschnitt destatis.de. Darunter leiden u. a. Speditions- und Transportfirmen, die mit hohen Treibstoffkosten und Fachkräftemangel kämpfen. Auch viele Zeitarbeitsfirmen (Teil der sonstigen Dienstleistungen) mussten aufgeben (2023: ~85 Insolvenzen je 10.000) destatis.de, was die Schwierigkeiten in diesem Sektor signalisiert. Gastgewerbe (Hotels und Gastronomie) verzeichnet zwar gegenüber dem Pandemieschock teils Erholung im Umsatz, doch lasten Nachholeffekte, Personalmangel und Kostensteigerungen schwer – 2023 kamen hier 72 Insolvenzen je 10.000 Betriebe (überdurchschnittlich viel) destatis.de. 2024 dürfte diese Zahl weiter gestiegen sein, da viele Betriebe nach Auslaufen aller Hilfen ihre Zahlungsfähigkeit nicht aufrechterhalten konnten.

  • Bau- und Immobilienbranche: Kaum ein Sektor steht derzeit so im Fokus wie das Baugewerbe. Nach langen Boomjahren führte die Kombination aus Zinsanstieg, Materialteuerung und Nachfragerückgang (durch höhere Finanzierungskosten für Käufer) zu einer Krise am Bau. Besonders insolvenzgefährdet waren und sind Projektentwickler, Bauträger und Immobilienentwickler – also jene, die Bauprojekte finanzieren und planen ifm-bonn.org. Diese wurden 2023/24 in großer Zahl zahlungsunfähig, da Finanzierungslinien versiegten und Käufer absprangen. Zwar trifft die Krise (noch) nicht die breite Masse kleiner Bauhandwerksbetriebe ifm-bonn.org, doch insolvente Bauträger ziehen oft Zulieferer mit, was verzögert auch Handwerksfirmen belasten kann (Dominoeffekte im Bau). Die Statistik 2024 weist für das Baugewerbe die höchste Insolvenzdichte aller Branchen aus: 97 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen creditreform.de – deutlich mehr als in jeder anderen Branche. Damit hat Bau von den Transportdienstleistern die Spitzenposition in dieser unerfreulichen Kennziffer übernommen. Regional besonders betroffen sind Stadtstaaten und Ballungsräume mit viel Bautätigkeit: Berlin wies 2024 die höchste Insolvenzdichte aller Bundesländer auf (114 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) crif-magdeburg.de.

  • Verarbeitendes Gewerbe (Industrie): Die Industrieunternehmen erleben seit 2022 eine wachsende Insolvenzwelle, nachdem sie zuvor relativ robust durch die Pandemie gekommen waren. Seit dem Tiefpunkt 2021 sind die Insolvenzen im verarbeitenden Gewerbe um über 80 % gestiegen creditreform.de – deutlich stärker als in der Gesamtwirtschaft. 2024 kamen hier fast 24 % mehr Fälle hinzu creditreform.de. Besonders hart traf es einzelne Teilbranchen: In der Metallerzeugung und -bearbeitung sowie in der Papier- und Verpackungsindustrie verdreifachte sich die Zahl der Insolvenzen 2024 (+>200 % ggü. 2023) creditreform.de. Ähnlich überdurchschnittlich waren die Zuwächse in der Kunststoff- und Gummiherstellung sowie in der Getränkeindustrie creditreform.de. Hinter diesen Zahlen stehen strukturelle Probleme: Energiekosten belasten Metallhütten und Glashütten (für Flaschenproduktion) enorm; die Papierbranche leidet unter Digitalisierung (weniger Papierbedarf) und hohen Rohstoffkosten. Automobilzulieferer verzeichnen ebenfalls verstärkt Insolvenzen – laut einer Analyse stieg 2024 die Zahl der Pleiten unter Zulieferern um 120 % gegenüber Vorjahr coface.de. Gründe sind die Umstellung auf Elektromobilität, stockende Aufträge großer OEMs und globale Absatzschwächen. Auch Maschinenbauer gerieten vermehrt in Schieflage (in H1 2024 viele namhafte Insolvenzen), da weltweite Investitionen zurückgingen und Konkurrenzdruck die Margen schmälert welt.de. Zusammengenommen durchläuft die deutsche Industrie aktuell eine schmerzhafte Bereinigung: Überkapazitäten in manchen traditionellen Bereichen werden abgebaut, was sich in einer Häufung von Werksschließungen und Insolvenzen zeigt creditreform.de.

  • Handel und Konsum: Der Einzelhandel blieb 2023 von einer erwarteten Insolvenzwelle zunächst verschont – viele Händler profitierten noch von Nachholeffekten nach dem Lockdown. Doch im Laufe von 2024 steigt auch hier der Druck. Große Ketten wie Galeria haben es vorgemacht, und zahlreiche kleinere Händler (Modeboutiquen, Schuhläden etc.) mussten angesichts sinkender Konsumlaune und hoher Mieten schließen. Der Onlinehandel verstärkt den Konkurrenzdruck zusätzlich. Im Großhandel und unter Zulieferern sind Insolvenzen oft Spätindikatoren: Wenn Endbranchen schwächeln (z. B. Bau, Auto), trifft es zeitversetzt auch viele Großhändler und Zulieferer. 2024 zeichnet sich auch hier ein Anstieg ab. Positiv hervorzuheben ist, dass einige Konsumgüterbranchen relativ robust blieben – z. B. die Ernährungs- und Lebensmittelindustrie verzeichnete bis Mitte 2024 sogar einen Rückgang der Insolvenzen um 16 % coface.de, da Lebensmittel als Grundbedarf stets nachgefragt bleiben. Auch die Agrarwirtschaft blieb von großen Pleiten weitgehend verschont.

  • Gesundheits- und Sozialwesen: Im Schatten der großen Branchenkrisen wird oft übersehen, dass auch das Gesundheitswesen unter Druck steht. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen kämpften 2022/23 mit Kostensteigerungen (Personal, Energie) und begrenzter staatlicher Refinanzierung. IfM Bonn beobachtete 2023 eine erhöhte Insolvenzquote insbesondere bei größeren Kliniken und Pflegeheimen ifm-bonn.org. Einige Krankenhaus-Betreiber mussten Insolvenzanträge stellen, da die staatlichen Ausgleichszahlungen ausblieben und sie finanziell ausgelaugt waren. Dieser Trend könnte sich fortsetzen, sofern keine umfassenden Reformen in der Krankenhausfinanzierung greifen.


Insgesamt lässt sich festhalten: Besonders betroffen von der Insolvenzwelle sind energie- und zinsabhängige Branchen (wie Bau/Immobilien, Metall, Chemie, Teile der Industrie) sowie personalkostenintensive Dienstleister (Transport, Gastronomie, Zeitarbeit) und pandemiegeschwächte Sektoren (Tourismus, stationärer Handel). Dennoch sind über alle Branchen hinweg steigende Insolvenzen zu verzeichnen creditreform.de – ein Indiz dafür, dass es sich um ein gesamtwirtschaftliches Phänomen handelt. Der Anstieg der Insolvenzen „übertraf in allen Wirtschaftsbereichen das Vor-Corona-Niveau“ berichtet Creditreform für 2024 creditreform.de. Die aktuelle Krise macht also vor keinem Sektor halt, auch wenn Ausmaß und Ursachen branchenspezifisch variieren.


Auswirkungen auf Unternehmen, Beschäftigte und das wirtschaftliche Umfeld

Die wachsende Zahl an Unternehmensinsolvenzen zieht vielschichtige Folgen nach sich – für die betroffenen Firmen selbst, für deren Mitarbeiter und für das volkswirtschaftliche Gesamtgefüge:

 

Auswirkungen auf Unternehmen und Gläubiger: Für die insolventen Unternehmen bedeutet ein Verfahren meist das Aus am Markt – zumindest in der bisherigen Form. Zwar gelingt es in einigen Fällen, den Betrieb über einen Insolvenzplan oder Investor zu retten (etwa 35 % der insolventen Unternehmen 2023 konnten saniert weitergeführt werden welt.de), doch die Mehrheit wird stillgelegt. Dies führt zu einer Marktbereinigung: Schwächere Marktteilnehmer scheiden aus, was den verbleibenden Konkurrenten mitunter zugutekommt (Wegfall von Überkapazitäten). Auf der anderen Seite erleiden die Gläubiger der insolventen Firmen teils hohe Verluste. 2023 belief sich die Summe der Gläubigerforderungen, die durch Insolvenzen ausfielen, auf rund 26,6 Mrd. € destatis.de – 2024 stieg dieser Wert Schätzungen zufolge sogar auf über 55 Mrd. € creditreform.de. Diese Ausfälle treffen insbesondere Lieferanten, Banken und Leasinggesellschaften. Forderungsverluste schwächen deren Bilanzen und können Folgeinsolvenzen auslösen, wenn etwa ein wichtiger Zulieferer ausfällt und dadurch ein nachgelagerter Betrieb in Schwierigkeiten gerät. Solche Ketteninsolvenzen bereiten zunehmend Sorge creditreform.de. Creditreform bezeichnet die Zunahme dieser Dominoeffekte als besorgniserregend – zahlungsunfähige Firmen ziehen zeitversetzt weitere Unternehmen in die Insolvenz crif-magdeburg.de. Das vertraute Sprichwort „Wenn der Kunde hustet, bekommt der Lieferant eine Grippe“ bewahrheitet sich in Krisenzeiten besonders häufig.

 

Auswirkungen auf Beschäftigte: Jede Insolvenz bedeutet Unsicherheit oder Verlust von Arbeitsplätzen. Gerade bei Großinsolvenzen sind häufig Hunderte bis Tausende Mitarbeiter betroffen (Galeria: ca. 17.000 Beschäftigte, P&C: 6.000, FTI: 2.100 etc.). Laut Creditreform waren 2024 wie erwähnt etwa 320.000 Arbeitsplätze insolvenzbedingt in Gefahr oder gingen verloren – gegenüber 205.000 im Vorjahr creditreform.de. Das ist ein erheblicher sozialer Einschnitt. Zwar federt die Bundesagentur für Arbeit kurzfristig einiges ab (Insolvenzgeld für 3 Monate, Auffanggesellschaften), dennoch stehen viele Arbeitnehmer vor Arbeitslosigkeit. In Branchenschwerpunkten (z. B. im Baugewerbe) und strukturschwachen Regionen kann eine Insolvenzwelle die lokale Arbeitslosenquote merklich erhöhen. Positiv ist, dass der derzeitige Arbeitsmarkt – trotz konjunktureller Abkühlung – aufnahmefähig erscheint: In manchen Fällen finden Beschäftigte rasch neue Stellen, insbesondere Fachkräfte in gefragten Berufen. Dennoch sind Einkommenseinbußen und berufliche Umbrüche für die Betroffenen Realität. Auch Beschäftigte in nicht insolventen Firmen spüren indirekte Effekte: Die Sorge vor Kündigungswellen wächst generell, die Konsumneigung sinkt (wer um seinen Job bangt, gibt weniger Geld aus), was wiederum den wirtschaftlichen Kreislauf dämpfen kann.

 

Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld: Eine Insolvenzwelle kann das Vertrauen in die Wirtschaft beeinträchtigen. Banken reagieren oft vorsichtiger in der Kreditvergabe, wenn vermehrt Kreditausfälle auftreten – Kreditklemme-Tendenzen könnten die Folge sein, die insbesondere KMU hart treffen würden. Bislang ist eine solche systemische Kreditklemme in Deutschland nicht zu beobachten, doch die Risikovorsorge der Finanzierer steigt. Für Investoren und Geschäftspartner erhöht eine Zunahme von Unternehmenspleiten die Wahrnehmung von Geschäftsrisiken. Dies kann dazu führen, dass Zahlungsziele verkürzt oder Forderungsausfallversicherungen teurer werden. Ganze Lieferketten können unterbrochen werden, wenn ein zentraler Produzent ausfällt (Beispiel: fällt ein Automobilzulieferer aus, müssen Autobauer und andere Zulieferer kurzfristig Ersatz finden).

 

Auf Makroebene schlagen sich Insolvenzen in einem gewissen Maß in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nieder: Durch Unternehmensschließungen gehen Beiträge zur Bruttowertschöpfung verloren; es können Produktionslücken entstehen, bis Kapazitäten durch andere Marktteilnehmer übernommen werden. Allerdings ist anzumerken, dass die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen bislang überschaubar geblieben sind. Die deutsche Wirtschaft ist breit diversifiziert; die meisten insolventen Firmen sind klein und deren Output wird oft von Wettbewerbern kompensiert. Das Jahr 2023 wies trotz steigender Insolvenzen weiterhin ein geringes Insolvenzaufkommen je Unternehmen auf (nur etwa 5,7 von 1.000 Unternehmen mussten 2023 Insolvenz anmelden ifm-bonn.org). Insofern ist die Insolvenzwelle eher Ausdruck eines normalisierenden Ausleseprozesses nach einer Phase des künstlichen „Stillhaltens“. Gleichwohl gilt: Produktivitätsverluste durch Firmensterben, Verlust von Investitionen und Know-how sowie Belastungen der Sozialsysteme (durch mehr Arbeitslose) sind reale Folgen, die den Aufschwung bremsen können. Die Politik beobachtet die Entwicklung daher aufmerksam und diskutiert Gegenmaßnahmen – zum Beispiel Entlastungen bei Energiepreisen für die Industrie oder Förderprogramme für den Wohnungsbau, um besonders betroffene Sektoren zu stabilisieren creditreform.de.

 

Unter dem Strich führt die Insolvenzwelle zu einer Bereinigung der Wirtschaft, die schwache Unternehmen ausfiltert, aber auch viel Leid und ökonomischen Schaden verursacht. Eine verantwortungsvolle Begleitung insolventer Firmen kann zumindest Teile des Unternehmens erhalten (Stichwort übertragende Sanierung) und so die schlimmsten Folgen mindern. Hier kommen professionelle Sanierungsdienstleister ins Spiel.

 

Wirtschaftliche Schieflage und Kriminalität: Zusammenhang mit Unterschlagung


Interessanterweise zeigt sich in Krisenzeiten nicht nur eine Häufung von Insolvenzen, sondern oft auch eine Veränderung in den Kriminalitätsstatistiken. Insbesondere Wirtschaftskriminalität – zu der Delikte wie Betrug, Unterschlagung, Untreue oder Insolvenzstraftaten gehören – kann in wirtschaftlich turbulenten Phasen zunehmen. Tatsächlich verzeichnete das Bundeskriminalamt in den letzten Jahren teils enorme Zuwächse bei den gemeldeten Fällen von Wirtschaftskriminalität. So stieg die Anzahl registrierter Fälle von 2021 auf 2022 sprunghaft um 42,6 % (von rund 51.260 auf 73.114 Fälle) idw-online.de. Für 2023/24 werden sogar nochmals höhere Zahlen berichtet – Medien meldeten einen Anstieg um über 50 % bei Wirtschaftsdelikten im Vergleich zum Vorjahr bild.de. Diese außergewöhnlichen Steigerungen sind zwar zum Teil auf statistische Sondereffekte zurückzuführen (etwa die Aufdeckung von organisierten Subventionsbetrügereien im Zusammenhang mit Corona-Hilfen, die massenhaft als einzelne Fälle zählen) idw-online.de. Doch Experten sind sich einig, dass eine angespannte Wirtschaftslage mehr Anreize für kriminelle Handlungen im Geschäftsleben bietet.

 

Unterschlagung – die vorsätzliche Veruntreuung von anvertrautem Vermögen – ist ein Delikt, das in Unternehmen häufig von Mitarbeitern oder auch Geschäftsführern begangen wird. In wirtschaftlicher Not können die Motive hierfür vielfältig sein: Mitarbeiter unter finanziellem Druck greifen womöglich in die Kasse oder entwenden Waren, um eigene Lücken zu stopfen. Geschäftsführer, die um das Überleben der Firma kämpfen, begehen mitunter Bilanzmanipulation, Betrug oder Unterschlagung, um Zeit zu gewinnen – etwa indem Kundengelder zweckwidrig verwendet werden, Sozialversicherungsbeiträge vorenthalten oder Teile des Betriebsvermögens vor den Gläubigern in Sicherheit gebracht werden. Solche Handlungen sind strafbar und fallen unter Insolvenzstraftaten (z. B. Bankrott, Gläubigerbegünstigung) oder allgemeine Eigentumsdelikte (wie Unterschlagung, wenn etwa ein Geschäftsführer Firmenvermögen "beiseiteschafft").

 

Mit dem Anstieg von Insolvenzen kommt es oft auch zur Aufdeckung vorheriger Verfehlungen. In einem Insolvenzverfahren prüfen Verwalter und Gerichte die vergangene Geschäftsführung; was in guten Zeiten kaschiert werden konnte, kommt nun ans Licht. Beispielsweise stellte sich im Zuge mancher Firmenzusammenbrüche heraus, dass schon lange vor Insolvenzantrag Gelder veruntreut oder Scheinrechnungen erstellt wurden. Die Folge sind strafrechtliche Ermittlungen gegen Verantwortliche. Insofern bringt eine Insolvenzwelle oft eine Welle an Ermittlungs- und Gerichtsverfahren mit sich. Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2022/23 spiegelt dies wider: Der Anteil der Wirtschaftskriminalität an allen Straftaten stieg deutlich an (2022 auf 1,3 % gegenüber 0,9 % im Vorjahr) idw-online.de. Gerade Betrugs- und Unterschlagungsdelikte im geschäftlichen Kontext tragen zu diesem Anstieg bei.

 

Allerdings muss man bei der Interpretation vorsichtig sein. Ein Teil der Zunahme an registrierten Fällen geht, wie erwähnt, auf intensive Ermittlungen in spezifischen Bereichen (z. B. COVID-Hilfen-Betrug) zurück idw-online.de. Es bedeutet nicht automatisch, dass plötzlich jede zweite Firma in Not kriminell wird. Die überwältigende Mehrheit der Unternehmer handelt auch in Krisenzeiten redlich. Gleichwohl steigt in Rezessionen erfahrungsgemäß der Druck zu Mauscheleien: Sei es der Lagerist, der Waren „verschwinden“ lässt, der Buchhalter, der Zahlungen umleitet, oder der Firmeninhaber, der vor Insolvenzreife noch Vermögen an die Seite schafft – all das fällt unter den Begriff Unterschlagung bzw. Untreue. Das Bundeskriminalamt beobachtet zudem, dass Unternehmen in Schieflage anfälliger für Korruption sind (z. B. um sich Aufträge zu sichern) und häufiger zu fragwürdigen Bilanzierungspraktiken greifen, was später als Bilanzbetrug geahndet werden kann akempor.org.

 

Für Beratungsunternehmen wie Utilitas ergibt sich hier eine weitere wichtige Aufgabe: Sie sensibilisieren die Geschäftsführungen für Compliance in der Krise. Eine professionelle Restrukturierungsbegleitung achtet darauf, dass alle Schritte rechtlich sauber bleiben – etwa, dass keine verbotenen Zahlungen mehr geleistet werden, sobald das Unternehmen insolvenzreif ist (um nicht wegen Insolvenzverschleppung oder Gläubigerbenachteiligung belangt zu werden). So hilft kompetente Beratung nicht nur, das Unternehmen eventuell zu retten, sondern bewahrt die Verantwortlichen auch davor, sich strafbar zu machen.

 

Insgesamt zeigt der Blick auf die Kriminalitätsstatistik: Wirtschaftliche Einbrüche können Kriminalität begünstigen, doch ein großer Teil der Zunahme registrierter Fälle in den letzten zwei Jahren dürfte auf entschlossenere Verfolgung zurückzuführen sein – insbesondere im Zuge der Aufarbeitung von Pandemie-Betrugsfällen idw-online.de. Nichtsdestotrotz ist Wachsamkeit geboten. Unternehmen in finanzieller Schieflage sollten intern wirksame Kontrollmechanismen aufrechterhalten, um opportunistischen Unterschlagern keine Chance zu geben. Und sie sollten frühzeitig rechtliche Beratung einholen, um nicht aus Unwissenheit in strafbare Handlungen zu geraten. Dann lässt sich der Krisenprozess durchlaufen, ohne dass im Nachgang staatsanwaltliche Untersuchungen wegen Unterschlagung oder ähnlichem die Trümmer aufwirbeln.

Ausblick bis Ende 2025: Stabilisierung oder weitere Insolvenzwelle?

Der weitere Weg der Insolvenzentwicklung in Deutschland bis Ende 2025 ist von mehreren Unbekannten abhängig. Prognosen deuten darauf hin, dass 2025 noch einmal ein überdurchschnittliches Insolvenzaufkommen bringen wird, wenn auch das Wachstum der Fallzahlen geringer ausfallen könnte als 2023/24. Die Auskunftei CRIF rechnet wie erwähnt mit bis zu 26.000 Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2025 crif-magdeburg.de. Das entspräche einer Steigerung um rund 18 % gegenüber 2024 – etwas moderater als die +23 % in 2024, aber immer noch deutlich über normalem Niveau. Damit käme man in den Bereich von Jahreszahlen um 30.000+ Insolvenzen, wie sie zuletzt während der Finanzkrise 2009/2010 gesehen wurden creditreform.de. Patrik-Ludwig Hantzsch von Creditreform hält Insolvenzzahlen „nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010“ in Sichtweite, sofern keine Trendwende eintritt creditreform.de.

 

Szenario 1: Anhaltende Insolvenzwelle: Dieses Szenario geht davon aus, dass die belastenden Faktoren weitgehend fortbestehen. Sollten die Zinsen im Euroraum hoch bleiben (oder weiter steigen, falls die Inflation wieder anzieht), wird die Refinanzierungsbelastung chronisch. Viele Unternehmen haben Zinssicherungen oder langfristige Kredite, die in den kommenden 1–2 Jahren auslaufen – sie stünden dann vor erheblich teureren Konditionen. Gleichzeitig könnte eine milde Rezession oder Stagnation die Umsätze belasten. Einige Ökonomen erwarten für Deutschland 2024 nur ein sehr geringes Wachstum oder sogar einen leichten BIP-Rückgang, was auf die Unternehmensgewinne drückt. In so einem Umfeld würde die Insolvenzzahl weiter auf hohem Niveau bleiben oder steigen. Branchen wie die Bauwirtschaft könnten noch tiefer in die Krise rutschen, da der Wohnungsbaumarkt derzeit nahezu eingebrochen ist und eine Erholung Zeit braucht. Die Industrie steht vor Transformationsaufgaben (Energiewende, Digitalisierung); wenn hier nicht schnell wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen geschaffen werden, könnten weitere Traditionsunternehmen wegbrechen. Auch Nachzügler-Insolvenzen von Zombieunternehmen sind weiterhin zu erwarten – Betriebe, die nur dank extremer Hilfen überlebten, aber keinen echten Turnaround geschafft haben, könnten mit Verzögerung 2025 doch noch scheitern. In diesem negativen Szenario würde sich die Insolvenzwelle in eine langgezogene Hochphase verwandeln. Die Schäden (Forderungsausfälle, Arbeitsplatzverluste) würden kumulativ weiterwachsen. Möglicherweise käme es zu einem stärkeren politischen Handlungsdruck, um bestimmte Schlüsselindustrien zu stützen (z. B. staatliche Infrastrukturprogramme im Bau, Industriestrompreis, Erleichterungen bei Abschreibungen und Steuern).

 

Szenario 2: Allmähliche Beruhigung: Optimistischere Beobachter halten dagegen, dass 2024 der Peak der Insolvenzwelle erreicht sein könnte und sich 2025 eine Stabilisierung oder sogar leichte Entspannung einstellt. Dafür müssten einige Bedingungen erfüllt sein: Die Inflation sinkt weiter und nähert sich 2 %, wodurch die EZB ab Mitte/Ende 2024 die Zinsen nicht weiter erhöht oder sogar erste Senkungsschritte einleitet. Dies würde die Finanzierungskosten nicht sofort senken, aber zumindest Planungssicherheit schaffen und weiteren Druck nehmen. Zudem könnten die in 2023/24 insolvent gegangenen schwächsten Unternehmen bereits aus dem Markt ausgeschieden sein – gewissermaßen eine Bereinigung, nach der die verbleibenden Firmen resilienter sind. Die Energiepreise haben sich bis Anfang 2025 gegenüber dem 2022er-Spitzen deutlich normalisiert; wenn keine neuen geopolitischen Schocks auftreten, bleiben Gas und Strom bezahlbarer als auf dem Höhepunkt der Krise. Dies hilft insbesondere Industrie und Bau. Die Konsumlaune könnte sich verbessern, falls Löhne real wieder steigen und die Angst vor Jobverlust nachlässt – dann würden Handel und Gastgewerbe profitieren. In der Politik sind 2024 einige Maßnahmen auf den Weg gebracht (z. B. das Wachstumschancengesetz, Planungsbeschleunigungen, eventuell ein Industriestrompreis), deren Wirkung sich 2025 entfalten könnte. Sollten diese Rahmenbedingungen günstiger werden, dürften sich auch die Insolvenzzahlen nach und nach einpendeln. Statt weiterer zweistelliger Zuwächse könnte 2025 vielleicht nur noch ein einstelliger Anstieg oder sogar eine leichte Abnahme verzeichnet werden.

 

Aktuell wahrscheinlich ist ein mittlerer Verlauf zwischen diesen Szenarien. Die Zahlen Anfang 2025 – mit abflachenden Steigerungsraten – deuten darauf hin, dass sich die extreme Dynamik etwas legt destatis.de. Dennoch bleibt das Niveau erhöht. Selbst wenn 2025 keine weitere Beschleunigung eintritt, bedeutet das immer noch tausende Insolvenzen mehr als in den Jahren vor der Pandemie. Man kann von einer „neuen Normalität“ sprechen: Nach künstlich niedrigen Werten 2020–2022 bewegen sich die Insolvenzen nun auf einem Plateau, das eher dem langfristigen Durchschnitt (ca. 20.000–30.000 p.a.) entspricht oder diesen leicht überschreitet. Für viele Unternehmen kommt es jetzt darauf an, diese Zeit zu überdauernWettbewerbsfähige Firmen mit solidem Geschäftsmodell haben gute Chancen, selbst eine konjunkturelle Schwächephase zu überstehen – womöglich sogar gestärkt, wenn Konkurrenten ausscheiden. Strukturell angeschlagene Betriebe hingegen werden es schwer haben, ohne grundlegende Veränderungen zu bestehen.

 

Aus Sicht der Sanierungs- und Restrukturierungsbranche ist weiterhin viel zu tun: Die Nachfrage nach Beratungsleistungen dürfte hoch bleiben, da Unternehmen angesichts unsicherer Aussichten Unterstützung bei der Zukunftsplanung suchen. Frühzeitiges Gegensteuern wird zum entscheidenden Faktor, um am Markt zu bleiben. Für Kreditgeber und Gläubiger wird es wichtig sein, ihr Risikomanagement zu schärfen – eine genaue Beobachtung von Frühwarnindikatoren in Firmen (z. B. Zahlungsverzug, Lagerbestände, Auftragslage) kann helfen, rechtzeitig zu reagieren und notfalls Sanierungsvereinbarungen zu treffen, bevor Insolvenzen eintreten.

 

In Summe blickt Deutschland auf eine herausfordernde Zeit: Die Insolvenzentwicklung seit 2020 gleicht einer Achterbahnfahrt – vom abrupten Einbruch hin zu einer aufgestauten Welle, die sich 2023/24 entladen hat. Bis Ende 2025 wird sich zeigen, ob diese Welle verebbt oder in eine anhaltende hohe Brandung mündet. Unternehmer, Beschäftigte und Politik sind gleichermaßen gefordert, sich auf diese Situation einzustellen. Mit Umsicht, frühzeitiger Anpassung und ggf. externer Hilfe – etwa durch erfahrene Beratungsunternehmen wie die Utilitas GmbH – können viele Firmen die Kurve kriegen. Die aktuellen Zahlen mahnen jedoch, die Risiken nicht zu unterschätzen. Ein gesamtwirtschaftlicher Abwärtstrend bei Insolvenzen ist erst in Sicht, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich spürbar verbessern und das Vertrauen zurückkehrt. Bis dahin gilt es, wachsam zu bleiben und das Beste aus der Krise zu machen – im Sinne einer langfristig robusteren, gesund geschrumpften Unternehmenslandschaft in Deutschland.


Quellenangaben

15,5 % weniger Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2020 - Statistisches Bundesamt

Insolvenzen nach Jahren - Statistisches Bundesamt

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 Anstieg der Insolvenzen vorwiegend in den Dienstleistungsbranchen - Institut für Mittelstandsforschung Bonn

Insolvenzen nach Jahren - Statistisches Bundesamt

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18,1 % mehr beantragte Regelinsolvenzen im Februar 2024 als im Februar 2023 - Statistisches Bundesamt

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Insolvenzen nach Jahren - Statistisches Bundesamt

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28,5 % mehr beantragte Regelinsolvenzen im April 2024 als im April 2023 - Statistisches Bundesamt

18,1 % mehr beantragte Regelinsolvenzen im Februar 2024 als im Februar 2023 - Statistisches Bundesamt

28,5 % mehr beantragte Regelinsolvenzen im April 2024 als im April 2023 - Statistisches Bundesamt

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