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Wertentwicklung mobiler Wirtschaftsgüter: Trends bei Lkw, Bau- und Landmaschinen seit 2020

  • Kai Axer
  • 1. Mai
  • 6 Min. Lesezeit

Seit 2020 unterliegen die Werte mobiler Wirtschaftsgüter – insbesondere in den Bereichen Lastkraftwagen (Lkw), Baumaschinen und Landmaschinen – erheblichen Schwankungen. Die COVID-19-Pandemie, wirtschaftliche Turbulenzen und zuletzt eine veränderte Zins- und Inflationslandschaft haben diese Märkte spürbar beeinflusst. Für Leasinggesellschaften ist es entscheidend zu verstehen, wie sich Restwerte entwickeln, denn die Werthaltigkeit der finanzierten Objekte wirkt sich direkt auf das Risiko und die Wirtschaftlichkeit des Leasinggeschäfts aus. Im Folgenden beleuchten wir die Marktentwicklung seit 2020 in den drei genannten Branchen – mit besonderem Fokus auf den drastischen Wandel der letzten sechs Monate – und welche Faktoren hierbei eine Rolle spielen.


LKW-Markt: Von Einbruch zu Knappheit und Korrektur


Die Nutzfahrzeugbranche erlebte zu Beginn der Pandemie 2020 zunächst einen Einschnitt: Nachfrage und Produktion gingen durch Lockdowns und wirtschaftliche Unsicherheit zurück. Doch bereits 2021 zog der Frachtverkehr wieder kräftig an, angetrieben unter anderem durch den Boom im Online-Handel. Gleichzeitig kam es zu Lieferkettenproblemen – vor allem durch einen Mangel an Halbleitern und gestörte Logistik – die die Produktion neuer Lkw bremsten. Weniger Neufahrzeuge auf dem Markt führten in den Jahren 2021 und 2022 zu einer regelrechten Hausse bei gebrauchten Lkw: Viele Speditionen und Logistiker wichen mangels verfügbarer Neuwagen auf gebrauchte Trucks aus. Die Folge waren historische Preisanstiege auf dem Gebrauchtmarkt. In der Spitze lagen die Gebraucht-Lkw-Preise zeitweise über doppelt so hoch wie im Vorjahr​, ein beispielloser Effekt. Branchenbeobachter sprachen von einem einmaligen Boom, in dem selbst mehrjährige Fahrzeuge nahezu Neupreise erzielen konnten. Der Treiber dieser Entwicklung war eine „doppelte Knappheit“: Einerseits fehlten Neufahrzeuge („few new trucks“), andererseits herrschte zugleich fieberhafte Nachfrage nach Transportkapazität, was zusammen die Preise in die Höhe schnellen ließ​.

In den letzten sechs Monaten zeigte sich jedoch eine Trendwende. Viele Lkw-Hersteller konnten ihre Produktion allmählich hochfahren, da sich die Versorgung mit Vorprodukten verbesserte. Diese Entspannung der Lieferketten hat begonnen, den Gebrauchtfahrzeugmarkt abzukühlen. Bereits Ende 2022 wurden vermehrt Neufahrzeuge ausgeliefert, wodurch der Druck auf die Second-Hand-Preise nachließ​. Aktuell normalisiert sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage: Gebrauchte Lkw sind wieder etwas einfacher zu bekommen und die Preise haben sich von ihren Höchstständen leicht zurückbewegt. Dennoch liegen die Werte qualitativ guter Gebraucht-Lkw weiterhin spürbar über dem Vorkrisenniveau, da viele Unternehmen in den Boomjahren ihre Flotten überaltert haben und nun Ersatzbedarf besteht. Für Leasinggesellschaften bedeutet dies, dass frühere hohe Restwerte möglicherweise einer Korrektur unterliegen, aber gut gepflegte Fahrzeuge weiterhin wertstabil sind – ein wichtiger Aspekt für das Risikomanagement im Fahrzeugleasing.


Baumaschinen: Hohe Nachfrage trifft Produktionsengpässe


Auch der Markt für Baumaschinen (etwa Bagger, Radlader, Kräne) hat seit 2020 einen ungewöhnlichen Zyklus erlebt. Zu Beginn der Pandemie wurden Bauprojekte kurzzeitig verschoben oder gestoppt, was 2020 für Zurückhaltung sorgte. Doch schnell folgte ein Nachfrageboom: Staatliche Konjunkturpakete und Nachholeffekte im Baugewerbe (insbesondere im Infrastrukturbau) ließen 2021 und 2022 die Bestellungen für Baumaschinen kräftig steigen. Gleichzeitig kämpften die Hersteller mit Produktionsengpässen – von Rohstoffknappheit (Stahl, Vorprodukte) bis zu fehlenden Elektronikkomponenten – ähnlich wie in der Kfz-Branche. Neue Baumaschinen hatten teils monatelange Lieferzeiten, was dazu führte, dass gebrauchte Maschinen knapp wurden. Viele Bauunternehmen hielten vorhandene Maschinen länger in Betrieb oder kauften gebrauchte, um laufende Projekte bedienen zu können. In der Folge stiegen auch in dieser Branche die Gebrauchtpreise deutlich an, in einigen Segmenten um zweistellige Prozentsätze gegenüber dem Vorjahr. Praktisch galt: Wo „wenige Neumaschinen und zugleich hohe Baustellenauslastung“ zusammentrafen, zogen die Werte gebrauchter Bautechnik deutlich an – analog zum Trend im Lkw-Markt.

In den letzten sechs Monaten sind erste Abkühlungstendenzen erkennbar. Die Bauwirtschaft spürt inzwischen die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen: Vor allem im Immobilien- und Wohnungsbau werden Projekte wegen höherer Finanzierungskosten verschoben oder abgesagt. Dies dämpft die Investitionslaune mancher Bauunternehmen in neue Geräte. Gleichzeitig hat sich die Versorgungslage bei den Herstellern leicht gebessert, und Auftragsrückstände werden nach und nach abgearbeitet. Insgesamt führt dies zu einer Stabilisierung der Marktwerte: Extreme Preissprünge wie 2021/22 sind aktuell abgeflacht. Hochwertige gebrauchte Baumaschinen bleiben jedoch gefragt – etwa im Infrastruktursektor, der weiterhin volle Auftragsbücher meldet. Für Leasinganbieter ist es in diesem Umfeld wichtig, die Restwerte realistisch anzusetzen: Nach den Spitzenwerten der vergangenen Jahre könnte es hier zu moderaten Korrekturen kommen, wobei langanhaltende Engpässe in bestimmten Segmenten (z.B. Spezialmaschinen) nach wie vor für überraschend hohe Auktionserlöse sorgen können.


Landmaschinen: Zwischen Agrar-Boom und Investitionszurückhaltung


Die Landtechnik-Branche zeigte während der Pandemie zunächst relative Stabilität. Landwirtschaftliche Betriebe arbeiteten kontinuierlich weiter, und 2020/21 war geprägt von hohen Agrarrohstoffpreisen – was vielen Bauern gute Einnahmen bescherte. 2022 erreichte dieser Trend einen Höhepunkt: Der Krieg in der Ukraine trieb die Preise für Getreide und andere Erzeugnisse zeitweise auf Rekordstände, was die Einkünfte vieler landwirtschaftlicher Betriebe steigerte. Diese hohen Erlöse hätten normalerweise zu verstärkten Investitionen in neue Traktoren, Mähdrescher & Co. geführt. Allerdings kämpften auch die Landmaschinenhersteller mit Lieferengpässen (beispielsweise fehlten Traktorhersteller wichtige elektronische Bauteile). Das Angebot an Neumaschinen war knapp, und die Lieferzeiten zogen sich in die Länge. Dadurch stieg der Wert gebrauchter Landmaschinen spürbar an – gut erhaltene Gebrauchttraktoren wurden zur begehrten Ware, da sie sofort verfügbar waren. In dieser Phase konnten Landmaschinen teilweise über dem kalkulierten Restwert verwertet werden, was für Leasinggesellschaften positive Überraschungen bereitet hat.

Jüngst hat sich die Lage jedoch gewandelt. Im laufenden Wirtschaftsjahr 2023/24 sind die Preise für viele Agrarprodukte wieder gesunken, und die Bauern blicken weniger optimistisch in die Zukunft. Entsprechend wurden Investitionen deutlich zurückgefahren. Dieser Stimmungsumschwung spiegelt sich in der Nachfrage nach Landtechnik: Neuanschaffungen werden eher verschoben, zumal die gestiegenen Zinsen die Finanzierung von teuren Landmaschinen verteuern. Während sich also auf der Nachfrageseite eine Zurückhaltung bemerkbar macht, entspannt sich die Angebotsseite allmählich – erste Hersteller melden, dass sie ihre Produktion wieder besser auslasten können und Lagerbestände sich normalisieren. Für die Wertentwicklung gebrauchter Landmaschinen bedeutet dies eine Beruhigung: Nach dem Ausnahmehoch 2022 bleiben die Preise zwar robust, bewegen sich aber tendenziell seitwärts oder leicht nach unten, besonders bei Standardmaschinen (z.B. gängige Traktor-Baureihen). Nischen- oder Spezialtechnik, die weiterhin schwer lieferbar ist, kann allerdings noch immer hohe Preise erzielen. Leasinggesellschaften, die in den letzten Jahren von hohen Restwerten profitiert haben, sollten nun verstärkt aufpassen: Eine realistische Bewertung am Vertragsende ist wichtig, um Preisrückgänge bei fallenden Agrarrohreinnahmen zu antizipieren.


Einflussfaktoren im Überblick


Lieferketten und Produktionskapazitäten: Ein zentraler Faktor war in allen Branchen der Lieferketten-Schock der Pandemie. Fehlende Teile, begrenzte Frachträume und zeitweise Werksschließungen sorgten für Angebotsknappheit. Dieser Engpass trieb zunächst die Gebrauchtwerte nach oben. Mittlerweile normalisiert sich die Lage schrittweise – neue Fahrzeuge und Maschinen sind wieder besser verfügbar, was preisdämpfend wirkt. Allerdings bestehen in bestimmten Bereichen weiter Engpässe (z.B. Elektronik in Fahrzeugen), sodass das Angebot noch nicht vollends mit der Nachfrage Schritt hält.

Nachfrageverschiebungen: Die Pandemie und geopolitische Ereignisse (Ukraine-Krieg) haben Nachfrageschübe in manchen Sektoren ausgelöst (etwa Logistik-Boom durch E-Commerce, erhöhter Bedarf an Bau- und Landtechnik durch Infrastrukturprogramme bzw. hohe Nahrungsmittelpreise). Diese Schübe wechselten sich jedoch ab mit Phasen der Abkühlung (z.B. Bauprojekte-Stopp durch Zinsanstieg, Zurückhaltung der Landwirte bei sinkenden Erzeugerpreisen). Leasinggesellschaften mussten sich in kurzen Abständen auf gegensätzliche Marktphasen einstellen – von Nachfrageüberhang mit Peak-Preisen hin zu Nachfragedelle mit Normalisierung der Werte.

Inflation und Zinspolitik: Die allgemeine Inflationsrate erreichte 2022 in Europa den höchsten Stand seit Jahrzehnten (zwischenzeitlich nahe zweistellig), was auch die Preise für Fahrzeuge und Maschinen (Neupreise ebenso wie Ersatzteile, Wartungskosten etc.) steigen ließ. Zentralbanken reagierten mit deutlichen Zinserhöhungen. Die Finanzierung von Investitionen wurde dadurch teurer, was insbesondere 2023 zu einer spürbaren Bremswirkung auf Neuinvestitionen führte. Für das Asset Management bedeutet dies: Während in Niedrigzinszeiten hohe Ablösesummen finanziert werden konnten, sind nun genauere Kalkulationen nötig, da hohe Zinsen die Tragfähigkeit von Investitionsprojekten begrenzen und somit indirekt auch die Nachfrage und Preise auf dem Gebrauchtmarkt beeinflussen.


Fazit: Wertermittlung und Verwertung als Schlüssel zum Erfolg

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie dynamisch sich die Werte mobiler Güter entwickeln können. Für Leasinggesellschaften ist es essentiell, diese Trends im Blick zu behalten. Professionelle Wertermittlung hilft, realistische Restwerte anzusetzen und rechtzeitig auf Marktänderungen zu reagieren – sei es durch Anpassung von Leasingkonditionen oder durch strategisches Flottenmanagement. Ebenso wichtig ist eine effiziente Verwertung zurückgenommener Objekte: In Phasen hoher Nachfrage lässt sich so ein Mehrwert erzielen, in Abschwungphasen kann durch schnelles und kompetentes Handeln größeren Verlusten vorgebeugt werden.


Dabei können spezialisierte Dienstleister wie die Utilitas GmbH unterstützen. Utilitas verfügt über langjährige Erfahrung in der Sicherstellung, Bewertung und Verwertung von Lkw, Bau- und Landmaschinen. Durch diese Expertise gelingt es, für Leasinggeber und Finanzierer optimale Ergebnisse bei der Verwertung gebrauchter Wirtschaftsgüter zu erzielen – etwa indem Fahrzeuge/Maschinen aus Insolvenzen oder Leasingrückläufern zügig und marktgerecht verwertet werden. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Partner stellt sicher, dass selbst in turbulenten Marktphasen fundierte Entscheidungsgrundlagen vorliegen und die Assets bestmöglich abgesichert sind.


Schlussgedanke: Die Märkte für Lkw, Baumaschinen und Landtechnik haben seit 2020 eine Achterbahnfahrt hingelegt. Auch die jüngsten sechs Monate zeigen: Wandel ist die einzige Konstante. Umso mehr lohnt sich ein informierter, professioneller Umgang mit Objektwerten. Durch genaue Marktbeobachtung, flexible Strategien und erfahrene Partner können Leasinggesellschaften die Herausforderungen meistern und die Werte ihrer mobilen Wirtschaftsgüter nachhaltig sichern.


Quellen: Die Angaben in diesem Beitrag basieren auf aktuellen Branchenbeobachtungen und Marktreports, unter anderem FreightWaves​(freightwaves.comfreightwaves.comfreightwaves.com) sowie Berichten der ARD/tagesschau zum Agrarsektor ​tagesschau.de.



 
 
 

Ihre Wirtschaftsgüter in sicheren Händen

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